Erzählungen eines Mitbewohners

Das ist Albert. Albert ist der Mitbewohner von George und George, wobei sie diesen Fakt generell gerne ignorieren.

Albert saß völlig übermüdet am Küchentisch der WG. Es war 7:42 und er hatte die ganze Nacht vielleicht für drei Stunden die Augen zu gehabt. Er grübelte, was für Maßnahmen er denn noch unternehmen könnte, um endlich in Ruhe schlafen zu können. Seitdem die neuen Mitbewohner eingezogen sind, ging es in ihrem Zimmer (Eigentlich George’s Zimmer, doch der “schlief” mittlerweile jeden Tag bei George) drunter und drüber. Kaum hatte er am Abend ein Auge zugetan dröhnte es von der anderen Seite der Wand wie ein Nebelhorn. “George hat ein echtes Organ…”, murmelte er während er trostlos auf seinen Cornflakes herum kaute. Erst letzten Monat hatte er eine Schaumstoffmatte im Zimmer installiert, in der Hoffnung, es würde irgendwas gedämmt werden, im Monat davor bekam er fast schon zum Hohn von George Kopfhörer geschenkt, dann könne er zu Beethoven einschlafen. Dass gerade noch der Radetzky Marsch auf voller Lautstärke alle Nebengeräusche unterdrückt, hat man ihm nicht gesagt. Letzte Woche ging Albert aufs Ganze, schob sein Bett quer durchs Zimmer und als “Wink mit dem Zaunpfahl” schenkte er George einen Ballknebel, vielleicht wäre dann endlich Ruhe. Aber anscheinend wurde dieser Ballknebel entweder falsch angewendet oder motivierte zusätzlich, denn die Lautstärke aus dem Nebenzimmer wurde lauter und lauter.

Albert wurde von einer aufgerissenen Zimmertüre aus seinen Gedanken gerissen. George trug George wild umschlungen durch die Türe in die Küche, beide nur auf den anderen konzentriert. George setzte George mit einem lauten Rumms auf den Küchentisch, wobei einer der beiden die Müslischüssel von Albert erwischte und diese mehr oder minder elegant mit ihrem Inhalt durch die Küche schoss. Keiner der beiden merkte davon etwas, dafür blieb auch keine Zeit. Lediglich Albert starrte entgeistert in die Milchlacke am Boden, während sein Lebenswille langsam aus dem Küchenfenster entwich.